Unterdach unter Solar- und Photovoltaik-Anlagen 

Für das Unterdach unter Solaranlagen und Photovoltaikanlagen gelten besondere Anforderungen, zum Beispiel die Temperaturbeständigkeit. Diese gilt aber auch für weitere Materialien. 

Jakob Heinkele
in Winddichtheit , Produkte
16. November 2022 2 Minuten Lesezeit

Solar- und Photovoltaik-Anlagen haben durch die aktuelle Energiekrise einen immer höheren Stellenwert bei den Bauherren. Jeder möchte möglichst unabhängig sein und seinen eigenen Strom oder sein eigenes Warmwasser produzieren. Auch auf politischer Ebene wird dies europaweit diskutiert. Schlagzeilen wie «Solaranlagenpflicht bei Neubauten» sind im gesamten deutschsprachigen Raum keine Seltenheit mehr. Zusätzlich wurden verschiedene Förderprogramme kurzfristig aus dem Boden gestampft, um der Energiekrise schnellstmöglich entgegenzuwirken. Das Motto ist klar: Durch eine grosse Anzahl von Kleinstanlagen den Ausfall von Gas- und Atomkraft aufzufangen. 

Zwei Montage-Arten von PV-Anlagen 

Bei der Montage der Anlage unterscheidet man grundsätzlich zwei Varianten: 

1. Aufdach-Montage 

Die Montage der Anlage auf dem Deckungsmaterial ist bei nachträglichen Aufbauten aber auch im Neubau sehr beliebt. Hier übernimmt die Dachdeckung weiterhin die Funktion der ersten Dichtungsebene. Es gilt zu beachten, dass das Deckungssystem nicht durch die zur Montage notwendigen Winkel und Befestigungspunkte beschädigt wird. Hierfür sollten möglichst die Systemkomponenten des Deckungssystems verwendet werden. Für die Wahl des korrekten Unterdaches ist das Deckungssystem in Abhängigkeit der Dachneigung heranzuführen. Erhöhte Anforderungen an das Unterdach entstehen bei richtiger Ausführung nicht. 

2. Indach-Montage 

Die zweite Montageart sind die sogenannten Indachanlagen. Hier übernimmt die Solar- oder Photovoltaik-Anlage die Funktion der Dachdeckung. Es wird davon ausgegangen, dass diese Art der Deckung speziell bei flach geneigten Dächern nicht mehr die gewünschte Dichtheit übernimmt. Daraus resultiert eine spezielle Anforderung an das Unterdach. Bei der Wahl des richtigen Unterdaches müssen jetzt die normativen Anforderungen sowie die Empfehlungen des Systemhersteller berücksichtigt werden. Die Empfehlungen der Hersteller unterscheiden sich stark je nach Systemgeber, wobei hier die Anforderung an die Temperaturbeständigkeit der Unterdachbahn besonders breit gefächert sind. Diese reichen von 70°C bis 120°C, wobei die normative Anforderung lediglich bei 80°C liegt. 

Temperaturbeständigkeit nicht nur fürs Unterdach 

An welche Materialien wird die hohe Temperaturbeständigkeit gestellt? Die meisten Verarbeiter gehen hier lediglich von der Unterdachbahn aus! Hier sollte berücksichtigt werden, dass die Verlege-Unterlage der Unterdachbahn (z. B. Holzweichfaser), die Nageldichtungen und die PV-Module sowie deren Montagekomponenten ebenfalls diesen Temperaturen ausgesetzt sind. Dies ist jedoch in der Baupraxis nicht so einfach umsetzbar, weil die Verlege-Unterlagen und Nageldichtungen nur eine Temperaturbeständigkeit von 75°C bis 100°C aufweisen. Und die Betriebsbedingungen von PV-Modulen werden mit kleiner 80°C angegeben, um einen guten Wirkungsgrad erzielen zu können.  

Temperaturen im Unterdach 

Wie hoch sind denn die Temperaturen im Unterdach tatsächlich? Messungen eines namhaften Faserzementplatten-Hersteller haben gezeigt, dass die Temperaturen bei korrekt ausgeführtem Lüftungsquerschnitt in der Fassade sowie im Dach weit unter 80°C liegen. Auch die Firma SIGA hat hierzu bereits mehrere Dächer mit Indach-Anlagen über einen längeren Zeitraum mit Messvorrichtungen ausgestattet. Hier lagen die maximal gemessenen Temperaturen bei lediglich 69°C. 

Bauliche Massnahmen helfen Temperatur senken 

Abschliessend kann gesagt werden, dass die Temperauren im Lüftungsquerschnitt unter einer Indach Anlage zeitweise hoch sind und somit ein hochwertiges Unterdachsystem gewählt werden sollte. Wichtig ist, dass die geforderte Temperaturbeständigkeit durch das gesamte System, von Verlegeunterlage, Unterdachbahn, Nageldichtungen und Klebebänder, erfüllt sein muss. Da dies nur schwer möglich ist und der Wirkungsgrad der Anlage bei hohen Temperaturen drastisch fällt, ist eine bauliche Lösung zu Senkung der Temperaturen ratsam. Untersuchungen haben gezeigt, dass bereits eine Erhöhung des Lüftungsquerschnitts um 20 mm die Temperaturen spürbar senkt. Dies steigert die Leistung der PV-Anlage und schont die umliegenden Materialien und zahlt sich somit doppelt aus. 

Bei Unklarheiten und Fragen zögere nicht, deinen SIGA-Ansprechpartner zu kontaktieren, um die bestmögliche Lösung für das Unterdach deiner geplanten PV-Anlage zu finden.

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Jakob Heinkele

Als Anwendungstechniker unterstützt er unsere Kunden durch bauphysikalische Berechnungen, Key-Account-Besuche sowie Academys. Ebenfalls berät er die hauseigene Produktentwicklung mit seinem Know-how als Zimmermeister/Holzbautechniker und Gebäudeenergieberater.

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