BlowerDoor-Test: So luftdicht ist die Konstruktion

Jörg Wollnow
in Luftdichtheit
25. Mai 2020 1 Minuten Lesezeit

Ein BlowerDoor Test sorgt zwar kurzzeitig für einen kleinen «Sturm» im Haus, bietet aber dem Handwerker, dem Planer und dem Bauherrn anschliessend eine hohe Sicherheit vor teuren Bauschäden. Will man die geplante Energieeinsparung durch Dämmmassnahmen tatsächlich erzielen, muss darauf geachtet werden, dass die Gebäudehülle dicht ausgeführt wurde. Hier sorgt ein BlowerDoor Test mit relativ geringem Aufwand schnell für Klarheit.

Ermitteln der Luftwechselrate

Bei einem Luftdichtheitstest kann durch einen qualifizierten Prüfer festgestellt werden, wie dicht das zu prüfende Gebäude ist. Hierfür wird die Luftwechselrate bestimmt, die Auskunft darüber gibt, wie häufig sich das beheizte Innenluftvolumen bei einer geringen Druckdifferenz mit der Aussenluft pro Stunde austauscht. Diese Kennziffer ermöglicht es, ein Gebäude z.B. nach entsprechenden nationalen Standards zu klassifizieren. Je geringer die ermittelte Luftwechselrate ist, um so energieeffizienter kann das Gebäude beurteilt werden.

Neben der Ermittlung der Luftwechselrate ist allerdings das Aufspüren von Undichtheiten in der Gebäudehülle die Hauptaufgabe bei solch einem Test. Durch diese Undichtheiten kann gerade im Winter mit hohem Aufwand beheizte warme Luft unkontrolliert aus dem Gebäude strömen und kalte Aussenluft in die Wohnräume gelangen.

So geht ein BlowerDoor-Test

Eine üblicherweise als BlowerDoor-Test bezeichnete Prüfung eines Gebäudes kennt die Baufachwelt als Druckdifferenzmessung. In eine Eingangs- oder Balkontür wird die Prüfeinrichtung eingebaut. Diese besteht aus einem leistungsstarken Gebläse, das grössere Luftvolumen aus dem Haus oder ins Haus hinein «blasen» kann. Dieses Gebläse wird in eine luftdichte Hülle eingesetzt, die wiederum mit einem Spannrahmen fest und dicht in der Tür verankert wird.

Sieh dir im Video an, wie ein BlowerDoor-Test gemacht wird.

Das eingeschaltete Gebläse fördert entweder die Innenraumluft nach aussen und erzeugt so einen Unterdruck im Inneren des Gebäudes. Der Prüfer wird einen Unterdruck von 50 Pascal einstellen. Diese Druckdifferenz zwischen dem Innenraum und der Aussenseite eines Hauses stellt sich z. B. auch ein, wenn das Gebäude mit einer Windstärke 5 (frische Brise) angeströmt wird. Wechselt der Prüfer dann die Förderrichtung des Gebläses und «pumpt» Aussenluft in das Gebäude, stellt sich innerhalb kurzer Zeit ein Überdruck von 50 Pascal ein. Diese Druckdifferenzen sind für die an der Prüfung Beteiligten unschädlich. Prüfer und Handwerker können sich ungehindert im Gebäude auf die Suche nach Undichtheiten begeben.  

Ein Haus wird eingenebelt

Für das Aufspüren von Undichtheiten stehen dem Prüfer verschiedene Hilfsmittel zur Verfügung. Spektakulär ist der Einsatz eines ungefährlichen Theaternebels. Dabei wird das gesamte Gebäude vernebelt und ein Überdruck von 50 Pascal mit der Messeinrichtung erzeugt. Durch Undichtheiten entweicht der Nebel von der Innenseite nach aussen. Der Prüfer kann Bereiche der Gebäudehülle lokalisieren, bei denen eine genauere Prüfung erforderlich ist.

Das Prüfteam begibt sich dazu wieder in das Gebäude und das Gebläse der BlowerDoor-Messeinrichtung erzeugt einen Unterdruck von 50 Pascal. Das einfachste Hilfsmittel zum Aufspüren von Undichtheiten ist der eigene Handrücken. Hält man seinen Handrücken z. B. an eine nicht luftdicht installierte Steckdose, spürt man sehr deutlich einen Luftzug. Mit Hilfe einer Feder, einem Feuerzeug oder einem Rauchstäbchen lassen sich solche Undichtheiten sehr gut visualisieren und dokumentieren.

BlowerDoor: Der Computer liefert die Messergebnisse.

Für den Messdienstleister folgt nun die Feinarbeit. Mit einem Thermoanemometer, dass die Geschwindigkeit der einströmenden Aussenluft misst, spürt der Prüfer die Undichtheiten auf und kennzeichnet sie für den Handwerker, der hier nachbessern muss. Dies beantwortet die Frage nach dem besten Zeitpunkt einer BlowerDoor-Prüfung im Bauablauf. Die Messung sollte grundsätzlich eingeplant werden und vor der Fertigstellung der Innenraumbekleidung erfolgen. Zu diesem Zeitpunkt können die Undichtheiten lokalisiert und von den entsprechenden Fachhandwerkern mit geringem Aufwand nachgebessert werden.

Druckdifferenzmessungen (BlowerDoor Tests) stellen ein wirksames Instrument dar, um die Qualität der Bauausführung zu überprüfen und zu verbessern.

Jörg Wollnow

Er ist ausgebildeter Zimmermann und diplomierter Holztechniker, der seit über 20 Jahren am Thema Luftdichtheit kleben geblieben ist. Er hat schon über 30’000 Fachleute zu Luftdichte-Handwerkern und -planern ausgebildet. Er arbeitet bei SIGA als Application Eingineer.

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